Der arme Lazarus der Kunst im Schloss

Raffaella Formenti (Italien), Micro/MACRO
Vom 11.06.2015 bis 25.07.2015

Der jüngst verstorbene Galeano sagte einmal in einem Fernsehinterview, dass es nicht darum ginge, zu gewinnen.
10995819_10206152391830626_179064359686717313_nDenn worauf es ankäme, sei die Freude am Spiel und das gelte für alles. Und sieht man Raffaella Formenti mit zwei gefüllten blauen Müllsäcken über der Schulter und einer fast „diebischen“ Freude am Aufsammeln von Einwegdingen, von Weggeworfenem der Gesellschaft, auf einer ihrer Fotografien, und schaut man ihr über die Trift der Schulter bei den Raumcollagen, dann scheint das Dichterwort erfüllt. Der Zankapfel aber ist die Ewigkeit. Denn in der „Armut“ der Materialien erinnern die Rauminstallationen der Künstlerin an die Aktions-und Konzeptkunst der arte povera der 1960er und 1970er Jahre, die nicht mit Farbe sondern mit kunstfremdem und vergänglichem Material mit Spuren aus seiner Lebensumwelt ans Werk ging. Formenti schafft sehr malerische Gebilde, denen es jedoch weniger um die Einführung eines neuen Materials als darum zu gehen scheint, in dessen Akkumulation die unendliche Trift des Massenkonsums zu durchbrechen. So entstehen Collagen in 3D; eine fiktive Realität, ein Sich-Einlassen auf Sich-Verlierendes, um last but not least unsere „betäubte und verschlafene“ Erinnerung zu wecken.
Damit ist der Wohnturm, einst Witwensitz der Friederike von Sachsen Weißenfels, heute Domizil des Kunstwestthüringer e.V., um einen Lichtblick erweitert. Vom Kurator, Ralf Klement, findet sich in der Ausstellung ein künstlerischer Kommentar.
Die Vernissage findet am 11. Juni 2015, 19 Uhr in der Galerie im Schloss Dryburg statt. Die Künstlerin ist anwesend.
Wir danken allen Sponsoren und Helfern für das Zustandekommen.
Öffnungszeiten der Galerie: Do, Fr, Sa 14 – 17 Uhr

Beate Weston-Weidemann

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