Elisabeth Weidemann

Elisabeth Weidemann

Riedgraben 3

99947 Bad Langensalza

elisabeth.weidemann@gmx.de

Als ich zur Welt kam, hatten die Deutschen begonnen, an ein tausendjähriges Reich zu glauben, und die Würde des Einzelnen, die Menschenrechte wurden mit blankgeputzten Stiefeln zertreten. In meiner Kindheit versanken die Werke der modernen Künstler im braunen Schlamm, Bücher und Synagogen brannten, später auch Menschen und zuletzt lagen die Häuser und Städte in Schutt und Asche. In der Schule mussten wir in Schönschrift schreiben, dass wir die Herrenrasse sind und deshalb das Recht haben, alle anderen Völker als Untermenschen zu betrachten. Meine Erziehung war eine humanistisch-christliche, so geriet ich frühzeitig ins Nachdenken. Später, im realexistierenden Sozialismus lernte ich das Fliegen, zweimal flog ich aus der Schule. Meine Frage  waren sehr unbequem und passten wohl nicht ins damalige Schulprogramm. Für Dogmen jeder Art war ich nicht aufgeschlossen, so flog ich auch nach dreijähriger Kandidatenzeit aus dem Verband der bildenden Künstler der DDR. Mit dem Satz: „Ihre Philosophie, und das ist eine (dabei zeigte der Sprecher auf meine Keramikschalen und Objekte), entsprechen nicht den Kriterien unseres Verbandes. Das alles hielt mich nicht davon ab meinen Weg weiterzugehen. Für mich ist der Gestaltungsprozeß ein sehr bewegender Vorgang. Durch das Zeichnen und Malen erreiche ich ahnungsweise vergessene, verborgene Strukturen, die in mir liegen, hole ich Grundideen ans Tageslicht. Dieses betrifft aber nicht nur das individuelle persönliche, sondern es berührt allgemein gültige Daseinsstrukturen. Längst Vergessenes führt zum Innenleben, zu den Sinnen. Papier, Fundstücke wie Blech, Eisen, Scherben, sind meine künstlerischen Mittel, aus denen Collagen oder Installationen entstehen. Beschriebenes, Bezeichnetes oder bedrucktes Papier zerreiße ich, dabei wird mir eine doppeldeutige Erfahrung zu teil. Ich zerreiße, oder zerschlage oder zerlege Fundstücke in Bruchstücke, ich löse sie also aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang heraus, verfremde sie, denn für mich haben diese Gegenstände eine ganz eigene Sprache, gegenüber ihrer alltäglichen Funktion. Die Bruchstücke aus einem Ganzen werden zu Elementen. Ich ordne sie neu und lasse einen neuen Kosmos entstehen. Die vorhergehende Gestaltung war für mich nichts Endgültiges. Alles ist wandelbar, auch ich, meine Sicht auf die Dinge, also meine Gestaltung, alles ist in Bewegung.

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